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U23
23.12.2013

Thomas Klimmeck: Der Querdenker

Auf seine Sportkleidung ist ein „kt“ gestickt, denn in ihrer richtigen Reihenfolge sind die Initialen von U23-Athletikcoach Thomas Klimmeck bereits an den Cheftrainer Thomas Krücken vergeben. Für Klimmeck, „de Kölsche Jung“, ist das natürlich absolut kein Problem. Der 42-Jährige gehört zu den entspannteren Zeitgenossen, die ihren Job lieben und sich nicht so schnell unnötig stressen lassen. Im Gespräch mit achtzehn99.de blickt er auf eine bewegte Laufbahn als Athletik- und Personal Trainer zurück.

„Ich war nicht das größte Talent, aber lauffreudig und schnell“, beschreibt Klimmeck seine fußballerischen Eigenschaften, die ihm immerhin einige Jahre in der Oberliga Nordrhein, unter anderem beim SC Brück und bei der einstigen Fußballfrauen-Hochburg SSG Bergisch-Gladbach, beschert haben. Der Rechtsaußen musste sich viel erarbeiten, trainierte daher ehrgeizig und viel. Über einen Hürdenläufer kam er eines Tages mit der athletischen Komponente des Spiels in Kontakt, die ihn fortan inspirierte. „Ich habe festgestellt, wie schnell man mit Disziplin und Bereitschaft seinen Körper verbessern kann.“

Nach dem Abitur startete Klimmeck eine Ausbildung in der Gastronomie. Sein Arbeitgeber, das Schlosshotel Lerbach vor den Toren Kölns, hätte attraktiver kaum sein können. Direktor Thomas Althoff wollte ihn zum Hotelkaufmann aufbauen. Allerdings ließ sich dieser Beruf zeitlich nicht mit dem Fußball in Einklang bringen. Klimmeck sattelte um und startete ein Studium an der Sporthochschule in Köln, wo er als Querdenker galt. „Ich habe immer alles akribisch hinterfragt und ich glaube, dass viele Leute drei Kreuze gemacht haben, als ich endlich fertig war“, scherzt er. Aufregende Jahre folgten.

Personal Trainer von Robbie Williams und Madonna

Während des Studiums hatte er die Personal-Trainer-Lizenz erworben und sich über Mund-zu-Mund-Propaganda einen kleinen Kundenstamm im Großraum Köln aufgebaut. Zu den bekanntesten gehörten … Robbie Williams und Madonna. Klingt unglaublich, stimmt aber. Möglich gemacht hat das der Kontakt zu Hotelier Althoff, den Klimmeck nie abreißen ließ. Und wenn die Pop-Ikonen in Deutschland tourten, wohnten sie im Schlosshotel Bensberg, das Althoff zwischenzeitlich aufgebaut hatte.

Ein Wechsel vom Fußball in die Glamourwelt kam für Klimmeck aber nicht in Frage. Als Co-Trainer von Viktoria Köln übernahm er nach der Entlassung des Chefcoachs dessen Amt und rettete den Verein dank einer beispiellosen Serie vor dem Sturz in die Landesliga. Es folgte ein Engagement bei den Sportfreunden Baumberg, ehe er als Athletiktrainer beim damaligen Zweitligisten TuS Koblenz anheuerte. Trotz des Abstiegs und der immer größer werdenden finanziellen Probleme des Klubs hat er viel Positives aus dieser Zeit mit Cheftrainer Petrik Sander mitgenommen. Die nächsten Stationen hießen Fortuna Köln und SV Elversberg, waren aber nur von kurzer Dauer, denn im Frühjahr nahm Klimmeck ein interessantes Angebot aus Georgien an. Der frühere HSV-Profi Valdas Ivanauskas war gerade Cheftrainer beim FC Dila Gori geworden und holte Klimmeck in seinen Stab.

Faszinierende Momente im Iran

Für Klimmeck war das nicht der erste dienstliche Auslandsaufenthalt: 2008 lebte er acht Wochen in Teheran und kümmerte sich unter anderem um den Ex-Bayern-Angreifer Ali Daei. „Ich habe faszinierende Momente erlebt“, erinnert er sich gerne an das Abenteuer Iran. Etwa, wie er in einem großen Einkaufszentrum aufgrund seiner blonden Haare wie ein Außerirdischer bewundert wurde, oder wie er vor 100.000 Zuschauern im gigantischen Azadi-Stadion von Teheran das iranische Pokalfinale erlebte. „Mein Sohn war damals gerade mal ein paar Wochen alt, deshalb wollte ich wieder nach Köln zurück.“ Angebote russischer Vereine, wie etwa vom Kuranyi-Klub Dinamo Moskau, schlug der zweifache Vater aus. „Ja, ich hätte in kurzer Zeit viel Geld verdienen können. Aber meine Familie ist mir wichtiger“, sagt Klimmeck völlig entspannt.

Von Januar bis Mai 2013 arbeitete Klimmeck also in der Geburtsstadt des ehemaligen Diktators Josef Stalin. Gori statt Köln, Fußball-Diaspora statt Karneval. Der FC Dila („Vorwärts“), ein zu Sowjetzeiten unbedeutender Klub, spielte die beste Saison seiner Klubgeschichte, wurde Vizemeister hinter Abonnement-Champion Dinamo Tiflis und qualifizierte sich für die Europa League. Doch die beachtlichen Triumphe gegen Aalborg und Hajduk Split, ehe in den Playoffs gegen Rapid Wien das Aus kam, erlebte Klimmeck nicht mehr mit. Ein Anruf von 1899-Athletiktrainer Nicklas Dietrich im Sommer – und „kt“ heuerte bei der TSG an.

Nun arbeitet der Querdenker also im Kraichgau. „Ich denke, dass ein Fußballer durch Beweglichkeit 10 Prozent mehr aus sich herausholen kann“, sagt Klimmeck, der seine konkrete Vorstellung vom Athletiktraining nicht in zwei Sätze packen kann und will. Nur so viel: „Klar beackern wir die Basis und versuchen die Jungs weiterzuentwickeln, aber ich beschäftige mich zum Beispiel auch viel mit der Struktur des Gehirns und versuche herauszufinden, ob sich Mut und Disziplin ebenfalls trainieren lassen.“ Das „normale“ Talent mit viel Intelligenz, so Klimmeck, sei immer wertvoller als das „enorme“ Talent ohne Bereitschaft.

Eine Frage muss zum Schluss noch sein: Wie war das jetzt mit Robbie Williams? „Ein Supertyp“, bestätigt Klimmeck. „Durchaus sehr beweglich und ein guter Läufer. Aber viel wichtiger: Er hat mir ein gutes Gefühl gegeben und mich nicht von oben herab behandelt. Manchmal hat er mich für einen ganzen Tag gebucht, dann haben wir uns schon zum Frühstück getroffen und alles durchgesprochen. Und wenn ihm langweilig war, haben wir abends auch mal zusammen Fußball oder eine DVD geschaut.“

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